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Törnbericht Cote d'Azur 19.09.2009 - 26.09.2009


Christof, Ralf, Rainer, Tobias, Jürgen, Helmut (v. l)

Boot:Beneteaux Oceanis 37
Name:OCEANA
Vercharterer:Kirioculis
gebucht bei: Nubis-Segelreisen in Pirmasens

Bilder vom Törn

1.Tag Samstag, 19.09.2009, Rieschweiler-Mühlbach - Bormes

Nachdem wir alle Taschen irgendwie in Ralf's Auto verstaut hatten, fuhren wir gegen 23:00 in Rieschweiler-Mühlbach los. Die Nachtfahrt verlief sehr ruhig und ohne Zwischenfälle, sodass wir morgens gegen 9:00 bereits in Bormes eintrafen.

Bormes begrüßte uns mit starkem Regen und unsere Moral fiel mal wieder auf den Tiefpunkt, denn mit so einem Wetter hatten wir Mitte September nun wirklich nicht gerechnet. Sollte es wieder so werden wie letztes Jahr Ende Mai, wo wir erst Mittwochs auslaufen konnten und unsere Biervorräte schon Montags Abends zur Neige gingen obwohl sie bis Freitags ausgelegt waren ? (Gerüchte zur Folge soll sich die Anzahl der Glascontainer für grünes Leergut seit Anfang Juni 2008 verdoppelt haben ........)

Nachdem wir einen Parkplatz direkt am Hafen gegenüber den Schiffen gefunden hatten, leisteten wir uns erst mal ein gutes Frühstück mit frischen Croissants und Baguettes direkt am Yachthafen. Anschließend machten sich Christof, Jürgen, Tobias (unser Smutje) sowie Ralf auf den Weg zum Supermarkt,

während Rainer und ich die Bootspapiere im Büro unseres Vercharterers holten und an Hand der Checkliste alles überprüften. Die Schiffsübernahme klappte reibungslos und nach dem Bunkern unserer Vorräte und der obligatorischen Sicherheitseinweisung gönnten wir uns erst mal eine kleine flüssige Stärkung.

Danach war unser Smutje Tobias an der Reihe, indem er uns sehr schmackhafte Kotelettes mit Kartoffeln und Salat servierte. Die Stimmung wurde besser, da auch mittlerweile die Sonne zum Vorschein kam und die ersten leeren Kronenbourg-Flaschen zum Glascontainer wanderten.

Geplant war, noch Samstags nach Porquerolles auszulaufen um dann Sonntags sehr früh weiter in die Calanques nach Cassis zu segeln und die Nacht in La Ciutat zu verbringen. Aufgrund hohen Seegangs und einer schlaflosen Nacht und da mit Rainer und Tobias 2 Neulinge an Bord waren, beschlossen wir, die Nacht doch noch in Bormes zu verbringen und erst am Sonntag auszulaufen. Ferner planten wir, doch nicht in die Calaques zu segeln sondern nach Osten, da die Wettervorhersagen für den westl. Teil der Cote d’Azur nicht gut waren.

Der Abend endete mit einem kleinen Spaziergang um den Hafen und nachdem wir 2-3 weitere Bierproben genommen hatten um zu prüfen, ob das Kronenbourg noch genauso gut schmeckte wie letztes Jahr, ging es relativ früh in die Kojen, ein anstrengender Tag ging zu Ende.


2.Tag Sonntag, 20.09.2009, Bormes - Bucht von Briande bei Cap Taillat - Hafen von St Tropez - St Maxime

Um 8:00 war Auslaufen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es los. Die See war nach dem Sturm spiegelglatt und so konnten wir in der Bucht erst einmal das „Mann-über-Bord-Manöver“ durchführen, welches gerade unseren beiden Neulingen viel Spaß bereitet hatte. Das Manöver klappte bei beiden übrigens gleich beim ersten mal.

Anschließend nahmen wir Kurs auf unser erstes Tagsziel, die Bucht von Briande am Cap Taillat, vorbei am Cap Negre (direkt oberhalb liegt das Ferienhaus von Carla Bruni) und Cap Gardier. Die Bucht erreichten wir gegen Mittag. Der Anker hielt gleich beim ersten Manöver und so hieß es Dingi klar machen und Badesachen rausholen.

Während die Kartoffeln in Olivenöl und Knoblauch im Backofen schwitzten, machten Christof, Rainer, Tobias und ich mit dem Dingi einen Ausflug auf die Halbinsel von Cap Taillat. Jürgen und Ralf gingen indes im kristallklaren Wasser schwimmen und schnorcheln.

Dabei konnte Ralf gleich die Logge reparieren und einen Tampen von der Schraube entfernen, der uns mit Sicherheit noch ärger bereitet hätte .

Nach dem Mittagessen ging es dann über das Cap Camarat, welches Christof ganz besonders von unserem ersten Törn in Erinnerung hatte, weiter in Richtung St. Tropez. Da der Wind total eingeschlafen war, mussten wir die ganze Zeit dieseln.

Nach einem Blick in unsere Bordkasse wurde uns schnell klar, dass wir uns auf eine Hafenrundfahrt in St. Tropez beschränken würden um dann über die Bucht hinüber nach St. Maxime zu fahren und dort zu übernachten. Aber vorher schauten wir uns natürlich die Megayachten von irgendwelchen Scheichs und Hollywood-Größen an. Wie man leicht feststellen konnte, liegt denen ihr Stundenlohn etwas höher als unserer.

Zu St.Tropez selbst sei zu erwähnen, dass der Ort nur aus ca. 6000 Einwohner besteht und erst Ende der 60er Jahre durch die Liason von Brigitte Bardot (die übrigens dieses Jahr 75 wird und man ihr jedes einzelne Jahr auch ansieht) und Gunther Sachs sowie der Komödie ‚der Bulle von St. Tropez’ mit Luis de Funes zum bekanntesten Ort an der Cote d’Azur wurde. Auch ließen hier die Frauen zum ersten Mal ihr Bikini-Oberteil fallen, die Geburtsstunde des Monokinis, sehr zur Freude der Männer.

Die überfahrt von St. Tropez nach St. Maxime verlief problemlos und wir konnten am letzten freien Platz des Gästekais festmachen.
Da unser Koch Sonntags frei hatte, bummelten wir durch die Altstadt von St.Maxime und fanden in der zweiten Reihe ein gemütliches Lokal. Das Essen dort war gut, aber etwas teuer, dafür war das Essen sehr übersichtlich. Nach einem kurzen Streifgang durch die Gassen der Altstadt und dem obligatorischen Absacker ging es früh zu Bett, schließlich wartete am nächsten Tag ein weiter Schlag auf uns. Da die Capitanerie am Sonntag bereits um 12:00 geschlossen hatte und erst wieder am Montag um 8:00 öffnete, durften wir gratis übernachten, toller Service !!!


3.Tag Montag, 21.09.2009, St Maxime - Bucht von Agay - Nizza - Villfranche - Monaco - Menton

Zur unchristlichen Zeit von 4:30 klingelte der Wecker. Das Aufstehen tat schon etwas weh, aber der Gedanke, am Abend in der Altstadt von Menton ein Bier zu trinken und die herrliche Aussicht vom alten Friedhof aus über die gesamte Bucht zu genießen, motivierte doch. Beim Auslaufen war es nass, ziemlich kalt sowie stockfinster, wir konnten uns aber in der Bucht von St. Tropez an der Kardinaltonne ‚La Seche a l’Huile’ orientieren, die wir südlich umfuhren.

Danach ging es an der Bucht von Frejus vorbei über das Cap du Dramont in die Bucht von Agay, wo das ersehnte Frühstück auf uns wartete. Wir konnten dort an einer Boje an der westl. Seite festmachen und hatten einen herrlichen Blick über die gesamte Bucht bis hinauf zu dem Esterel-Gebirge. Gerade der Sonnenaufgang lässt sich hier toll genießen. Gut gestärkt ging es dann weiter. Da wenig Wind herrschte und dieser noch genau aus NE wehte, mussten wir die ganze Zeit motoren.

Wir fuhren am Cap Doux mit seinen auffallenden roten Felsen vorbei und querten die Bucht von Napoule, wo in der Ferne Cannes mit der berühmten Croisette zu sehen war. Oberhalb Cannes im Gebirge liegt übrigens der Ort Grasse, die Parfümstadt Frankreichs. Dort wurden große Teile des Kinohits ‚das Parfüm’ nach dem gleichnamigen Roman von Patrick Süsskind gedreht.

Vorbei an den Iles de Lerin mit den beiden Inseln ‚Ile Ste-Marguerite’ mit dem Fort Ste-Marguerite, wo einst der Mann mit der eisernen Maske eingekerkert war und der Ile St-Honorat mit dem berühmten Zisterzienser-Kloster, wo heute köstliche Weine hergestellt werden, ging es weiter zum Cap Antibes.

Von dort aus steuerten wir direkt Nizza an, um eine Hafenrundfahrt zu machen. Da jedoch ein reger Fährverkehr herrschte, verwarfen wir unseren Plan und beschlossen, in die Bucht von Villefranche weiter zu fahren. Ab Nizza hatten wir übrigens die Cote d’Azur verlassen und befanden uns jetzt an der franz. Riviera, die sich ab der Küstenregion der Voralpen von Nizza aus bis nach Genua erstreckt. Die Stadt Villefranche liegt an der westl. Seite der Bucht und ist gekennzeichnet durch schmale malerische Gassen, die teilweise von alten Bäumen beschattet werden und hat ihren Charakter und die Architektur der vergangen Jahrhunderten bewahren können. Ein Besuch ist auf jeden Fall empfehlenswert. In der Bucht selbst ankern die großen Kreuzfahrtschiffe, dessen Gäste einen Tagesausflug nach Nizza unternehmen wollen. Auch wir konnten solch einen stählernen Koloss bestaunen, der aus über 10 Stockwerken bestand und gerade über seine Beiboote die Gäste an Land brachte.

Nach Umrunden von ‚Cap Ferrat’ steuerten wir direkt Monaco an. Da unsere Bordkasse gefüllt war, konnten wir uns einen Besuch im Casino ersparen und verzichteten so auf einen Ausflug zu der ältesten Monarchie Europas und fuhren lediglich im geringem Abstand an der Metropole vorbei, die scheinbar vorwiegend nur aus Hochhäusern zu bestehen scheint. Monaco ist übrigens das einzige Land, dass seine Fläche um 20% vergrößert hatte, ohne je einen Krieg zu führen, es wurde einfach ins Meer gebaut. Sehenswert bei der Vorbeifahrt war nicht nur das Gebäude des ozeanographischen Museums (Chaques Cousteau war da mal der Direktor), sondern auch das Kreuzfahrtschiff ‚Queen Mary II’, welches zufällig vor dem Hafen von ‚Port Hercule’ ankerte.

Die Fahrt ging zügig weiter Richtung Osten und als wir ‚Cap Martin’ hinter uns gelassen hatten, kam endlich unser Tagesziel Menton in Sicht. Gerade noch rechtzeitig gesellten sich auch unsere beiden ‚Vomex-A-Brothers’ zu uns, die sich seit der Bucht von Napoule eine kleine Auszeit nahmen. Im Hafen ergatterten wir wieder einmal den letzten Platz am Gästelieger, direkt neben einer ca. 25m langen Motoryacht, dessen Besitzer sich gerade aufmachte, die Stadt zu erkunden. Sehr zum Leidwesen übrigens seiner ‚Bekannten’, die ihn kurze Zeit später mit ihrem Werkzeugkoffer, bestehend aus Peitsche, Kettenhemd, besondere Handschuhe und anderen diversen Gegenstände, besuchen wollte. Wahrscheinlich handelte es sich hier um eine mittelalterliche Trachtengruppe, die vor hatte, ein neues Stück einzuspielen.

Nach einem köstlichen Abendessen welches durch zwei Flaschen Rotwein abgerundet wurde, machten sich Christof, Jürgen, Rainer und ich uns auf den Weg, die Altstadt von Menton zu erkunden, während Ralf und Tobias an Bord blieben und sich im Fischfang versuchten. Der Hafen liegt ideal, man hat nur kurze Wege bis zur Altstadt und zu der belebten Fußgängerzone. ähnlich wie in Villefranche hat auch diese Stadt ihren Charme der vergangenen Jahrhunderte beibehalten. Durch malerische enge Gassen führte der Weg uns hoch an der Kirche vorbei zum alten Friedhof von wo man aus einen herrlichen Blick über Menton und der gesamten Bucht hatte.

Wie unschwer auf den Gräbern zu lesen war, lebten hier in der Gegend Anfang des Jahrhunderts viele Engländer. Auf dieser luftigen Höhe genossen wir den Sonnenuntergang und machten uns nach zahlreichen Photos anschließend auf zur belebten Fußgängerzone, wo wir noch eine Stärkung in flüssiger Form zu uns nahmen. Dabei vergaßen wir natürlich nicht, uns mit dem weltbekannten Zitronen-Gelee einzudecken, für das Menton berühmt ist. Gestärkt durch die flüssige Nahrung gelangten wir so gegen 22:00 wieder zu unserem Schiff, wo wir den harten Tag mit einem weiteren flüssigen Snack ausklingen ließen.
Die Hafengebühr in Menton betrug übrigens 28,50 Euro.


4.Tag Dienstag, 22.09.2009, Menton - Pointe de Illette - Bucht von Agay

Der heutige Tag begann etwas gemütlicher, allg. Wecken war erst um 8:00. Nach einem Frühstück mit frischen Baguettes, Rührei mit Speck, heißem Kaffee und Orangensaft ging es heute schon wieder zurück gen Westen. übernachten wollten wir in St. Raphael oder in der Bucht von Agay, ca. 4 Seemeilen von dem Hafen der Stadt entfernt.

Da wir tollen NE-Wind in Stärke von 12-16 Knoten hatten, setzten wir gleich die Segel und bald schon fuhren wir an Monaco, Villefranche und Nizza vorbei und näherten uns unserem ersten Zwischenstop, der Pointe de Illette auf der westl. Seite der Bucht von San Juan. Der Anker hielt gleich beim ersten Mal und unser Smutje bereitete uns ein leckeres Mittagessen zu.

Anschließend nutzten wir das tolle Wetter zum Schwimmen und für einen kleinen Ausflug mit dem Beiboot an den Strand. Gegen 13:30, als sich die Bucht so langsam zu füllen begann, ging es dann weiter Richtung Westen.

Dabei wurde der Wind immer schwächer, sodass wir nach einer Stunde die Segel einholten und den Rest der Strecke bis zu der Bucht von Agay unter Motor zurück legten.

Dort ergatterten wir gerade noch die letzte Boje zum stolzen Preis von 15 Euro. Auch hier tauschten wir gleich unsere Klamotten mit den Badesachen und erfrischten uns erst einmal, bevor wir wieder das Dingi zum Landausflug klar machten. Trotz unruhiger See machten wir es uns an Bord gemütlich und bereiteten uns ein leckeres Abendessen zu.

Den Sonnenuntergang genossen wir gemeinsam mit zwei leckeren Flaschen Portwein, die Jürgen mitgebracht hatte. Natürlich überlebten die den Abend leider nicht mehr und auch wir fielen zeitig in unsere Kojen um von unserem nächsten Ziel zu träumen.


5.Tag Mittwoch, 23.09.2009, Bucht von Agay - Bucht von Briande – Porquerolles

Heute wollen wir zeitig los. Der Wecker riss uns um 6:00 aus unseren kühnsten Träumen und schon 10 Minuten später legten wir ab. Die Motivation war groß, denn schließlich wartete auf uns ein richtiges Highlight des Törns, die Insel Porquerolles. Da wir erst später in der Bucht von Briande frühstücken wollten und da wir wegen des noch immer unruhigen Seeganges kein Kaffee kochen konnten, tranken wir erst einmal ein frisches Kronenbourg um nicht zu dehydrieren.

In der Bucht von Frejus kam es dann zu einer außergewöhnlichen Begegnung. Recht voraus türmte sich plötzlich vor uns ein riesiges franz. Kriegsschiff auf, welches uns mit Lichtzeichen klarmachte, dass man die Vorfahrtsregeln, die wir in unserer Ausbildung gelernt hatten, nicht immer so konsequent anwenden sollte. Um einem feindlichen Torpedo zu enteilen, riss Christof schnell das Ruder etwas herum und wir fuhren in einem gebührenden Abstand an dem Monstrum vorbei. Um unseren Adrenalinspiegel wieder auf ein normales Maß runter zu bekommen, genehmigten wir uns gleich nach dem Abenteuer ein weiteres leckeres Kronenbourg.

Die restl. Fahrt zu unserem ersten Zwischenstop verlief dagegen ereignislos und so ließen wir den Anker in der Bucht von Briande beim Cap Taillat gegen 9:00 fallen. Nach einem stärkenden Frühstück ging es erst mal zum Baden im herrlich klaren Wasser. Gut zwei Stunden später hieß es Abschied nehmen von dieser Traumbucht und wir steuerten weiter in Richtung Westen.

Zuerst unter Motor, als dann plötzlich mehr Wind aufkam, setzen wir die Segel. Wir hatten tollen Wind von achtern, sodass wir schnell vorwärts kamen und das Halsen üben konnten. Auch fuhren wir eine Weile einen ‚Schmetterling’, wobei wir uns einen Bullenstander konstruierten um nicht eine Halse ‚patentieren’ zu lassen. über das Cap Benat und Cap Blanc steuerten wir direkt den Hafen von Porquerolles an.

Porquerolles ist die westlichste Insel der Iles d'Hyères und ist ein besonders beliebtes Ziel für viele Segler und sonstige Touristen. Der Hafen machte deshalb einen sehr geschäftigen Eindruck. Fähren, Wassertaxis und zahlreiche Yachten liefen ein oder aus. Als Gastlieger machten wir an der Nordmole mit Mooringleine und Heckleinen fest. Da wir schon um 15:30 das obligatorische Anleger-Bier tranken, hatten wir noch genügend Zeit, die Insel zu erkunden.

Während Jürgen und Ralf es vorzogen, sich am Strand ‚Plage d'Argent’ zu erholen, wanderte der Rest der Crew, ausgerüstet mit einem Rucksack aus Panache und etwas zu essen, durch die Stadt hinauf zur Festung St.Agathe. Oben von der Festung aus hatte man einen grandiosen Panoramablick, der für das Eintrittsgeld von 4 Euro als Entschädigung diente.

Nach zahlreichen Photos führte uns die Wanderung an eine Mühle, die komplett im Stil des 18.Jahrhunderts restauriert wurde. Beeindruckend war die Holzkonstruktion, die den Mühlstein in Bewegung setzte, wobei das Dach der Mühle um 360° gedreht werden konnte, abhängig, woher der Wind gerade wehte.

Nach dieser Besichtigung ging es weiter in Richtung Leuchtturm an die südl. Spitze der Insel. Vorbei an Feldern mit Weintrauben und Obstbäumen, durch einen dichten Nadelwald erreichten wir diesen. Leider war er für Besucher gesperrt. Unweit des Leuchtturms befindet sich eine kleine Lichtung, dort legten wir eine Pause ein und stärkten uns erst einmal.

Danach ging es am Leuchtturm vorbei auf einem schmalen Pfad zu einer kleinen Calanque wo wir ebenfalls verweilten und die unberührte Natur genossen. Wiederum nach etlichen Photos traten wir schweren Herzens den Rückweg durch eine traumhaft schöne Landschaft an.

Am Ort wieder angekommen verweilten wir noch kurz an dem wenig einladenden Dorfplatz, wo wir unsere restlichen flüssigen Vorräte aufbrauchten. Dabei schauten wir einigen Bewohnern beim Boule-Spiel zu.
An Bord hatten schon Jürgen und Ralf das Abendessen vorbereitet, dass wir, wie immer mit einigen Flaschen Rotwein begleitet, sichtlich genossen. Den Rest des Tages verbrachten wir wie üblich mit einem oder zwei Absackern auf unserem Schiff. Dabei gesellte sich eine andere Crew zu uns mit denen wir unsere Erlebnisse und Erfahrungen austauschten, wobei die Aufnahmefähigkeit allerdings immer mehr abnahm, wahrscheinlich auf Grund der Müdigkeit.


6.Tag Donnerstag, 24.09.2009, Porquerolles – Port-Cros

Noch etwas schlapp von der gestrigen Wanderung kroch ich als erster aus unseren Kojen und besorgte erst mal frische Baguettes. Nachdem duftender Kaffeegeruch durch unser Boot strömte, wurden allmählich alle wach und wir genehmigten uns erst einmal ein gemütliches Frühstück unter den Augen der Festung St.Agathe. Gut gesättigt übernahm Jürgen das Steuer und so verliesen wir diesen herrlichen Ort, der bei allen in guter Erinnerung bleiben wird und den wir mit Sicherheit nicht das letzte Mal besucht haben.

Unser erster Schlag für diesen Tag sollte das südliche Umfahren der Insel sein. Wir machten uns so gegen 10:00 auf den Weg, fuhren zuerst durch die ‚petite passe’, passierten den Leuchturm und die ‚grande passe’ zwischen den Inseln Proquerolles und Port-Cros und erreichten schließlich nach dem Umrunden die Traumbucht Anse de Notre Dame auf der nord-östlichen Seite von Porquerolles.

Das klare Wasser lud wieder zum ausgiebigen Schwimmen und Tauchen ein und nach einer kleine Mahlzeit ging es mit dem Schlauchboot an Land zur Phototour. Nach einem ausgiebigen Sonnenbad auf unserem Deck stachen wir schweren Herzens wieder in See.

Das Ziel war Port-Cros. Da der Wind stetig zunahm, setzten wir gleich die Segel und beschlossen, die Insel Port Cros nicht direkt anzulaufen sondern erst einmal zwischen den beiden Inseln und dem Festland hin- und her zusegeln, was sehr viel Spaß machte. Dabei übten wir vor allem die Wende sowie die Halse, auch die Q-Wende stand auf unserem Programm.

Als der Wind wieder nachließ, steuerten wir Port-Cros von Westen her an und fuhren zwischen der vorgelagerten Insel Ile de Bagaud und Port-Cros direkt in die Bucht, wo wir mal wieder eine der letzten Bojen besetzen konnten, zum Preis von ca. 14 Euro.
Port-Cros steht unter Naturschutz und ist landschaftlich besonders sehenswert. Es mutet hier wirklich alles an eine karibische Trauminsel an, zudem gelangte sie zu einiger Berühmtheit, als mehrere Szenen des Films "Pirates of the Caribbean" hier gedreht wurden. Die Insel ist die kleinste des Archipels mit gerade 4 km Länge und 2,5 km Breite und hat eigentlich nur 2 lohnende Badebuchten. Da das Gebiet seit 1890 nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wird, ist sie fast vollständig waldbedeckt, vorwiegend mit Strandkiefern und Erdbeerbäumen.

Auch wir waren alle spontan begeistert von der landschaftlichen Schönheit dieser Insel. Zahlreiche Fische schwammen in der Bucht und das kristallklare Wasser lud mal wieder direkt zum Baden und Tauchen ein. Danach ging es mit dem Dingi zum Strand. Die Lust, seit Tagen ein frisch gezapftes Bier in einem der wenigen Restaurants zu trinken, war doch zu groß um noch länger auf unserem Boot zu verharren.

Aufgrund mangelnder Spritreserven mussten wir allerdings die Strecke paddelnd zurück legen. Dabei kam es beim Anlegen zu einem kleinen Zwischenfall, als ein riesiger Oktopus Tobias angriff und ihn in den Abgrund des Hafenbeckens ziehen wollte. Blitzschnell konnte Tobias sein Fuß noch mal ins Dingi setzen und sich so retten.

Nach diesem Schock brauchten wir erst einmal eine flüssige Stärkung und suchten uns ein ruhiges Plätzchen in einem der Restaurants. Das erste Bier schmeckte wunderbar und zum Test probierten wir gleich noch zwei, die ebenfalls gut mundeten. Nach einem kurzen Ausflug zur der kleinen Festung hin, ruderten wir zurück aufs Boot um unser Abendessen zu zubereiten.

Den Sonnenuntergang verbrachten wir wieder an Land (außer Christof, der die Ankerwache hielt) in unserer neuen Stammkneipe. Nach einigen Drinks ging es unter leisem Shanty-Gesang zurück und wir genossen bei einem von mir selbst kreierten Sundowner die herrliche Kulisse und die Vorfreude auf den nächsten Tag.

Bei dem Sundowner musste ich übrigens stark improvisieren, da wir weder Tonic-Wasser noch Bitter Lemon an Bord hatten. Also ließ ich meine Phantasie spielen, presste pro Glas eine ganze Zitrone aus, verdünnte diesen Saft mit Gin und für die farbliche Gestaltung kam noch etwas Coca-Cola hinzu. Garniert wurde das sehr Vitamin-C reiche Getränk mit zwei Eiswürfeln. Da ich sehr um die Gesundheit der Mannschaft besorgt war und wusste, dass die Queen Mum sich täglich mehrere Gins gönnte und deshalb 101 Jahre alt geworden war, gab es für jeden noch ne extra Portion Gin. Nach dem Austrinken gab es nur positive Resonanzen, obwohl einige Probleme hatten, die Großbuchstaben der Wörter auszusprechen. Lag wahrscheinlich am doch zu hohen Vitamin-C-Gehalt, vielleicht war aber auch eine Wacholderbeere im Gin schlecht gewesen.


7.Tag Freitag, 25.09.2009, Port-Cros - Bormes

Der letzte Tag auf See. Allerdings stand heute erst einmal eine Wanderung auf unserem Programm und so ruderten wir direkt nach dem Frühstück an Land. Direkt hinter den Restaurants verlief ein schmaler Weg hinauf zu der Festung du Moulin, die allerdings für die öffentlichkeit nicht zugängig war.

Auf halber Höhe konnte man einen genialen Blick über die gesamte Bucht werfen, wo wir unser Boot festgemacht hatten.

Wir liefen durch teilweise dichtes Gestrüpp und niedrigen Kiefernwälder weiter hinauf zur Festung Estissac, wobei man immer wieder einen freien Blick auf das Meer mit seinen 1000 Facetten erhaschen konnten.

Von oben auf der Festung hatten wir einen grandiosen Panoramablick über die ganze Insel, über die Bucht hinüber auf die vorgelagerte Insel Ile de Bagaud bis hin zum Festland. Der Weg führte uns weiter zu einer dritten Festung, die aber ebenfalls in privatem Besitz ist und so kehrten wir um und machten uns auf den Heimweg. Nach ca. zwei Stunden waren wir wieder auf unserem Boot und stachen schweren Herzens in See.

Der Weg führte uns wieder an der Insel Bagaud vorbei. Danach ging es in südlicher Richtung weiter, übrigens alles unter Motor, da der Wind sich mal wieder einen Auszeit nahm.

Wir umfuhren südlich die vorgelagerte Insel La Gabinere, anschließend die ‚Passe de Grottes’ zwischen Port-Cros und der Ile de Levant und erreichten die Badebucht Port-Man auf der nord-östlichen Seite von Port-Cros.

Da die Bucht stark mit Seegras bewachsen ist und teilweise auch sehr felsig ist, dauerte das Ankermanöver etwas länger. Auch hier schwammen zahlreiche Fische in der Bucht und auch hier lud das kristallklare Wasser direkt zum Baden und Tauchen ein. Schade nur, dass wir keine Unterwasserkamera dabei hatten.

Der Ausflug mit dem Dingi hätten wir uns allerdings sparen können, vom defekten Steg abgesehen war der kleine Strand komplett übersäht mit abgestorbenen Seegras und leider war auch sehr viel Müll angeschwemmt worden, sodass wir nach einigen Photos wieder schleunigst zurück zum Schiff fuhren und die Sonne und das warme Wasser genossen.

Gegen 16:00 Uhr hieß es dann Anker lichten. Jetzt begann der traurigste Teil unserer Reise, die Rückfahrt nach Bormes, wo wir nach über einer Stunde ankamen. Nach dem Tanken wurde uns von der Capitanerie ein Liegeplatz zugewiesen an dem wir mühelos unser Schiff fest machten. Der letzte Anleger der Reise wurde getrunken und aus den letzten Essensresten zauberten wir uns noch ein köstliches Essen.

Nach dem Essen wanderten Rainer, Ralf, Tobias und ich über die befestigte Uferpromenade nach Le Lavandou. Wir bummelten dort am Hafen entlang und gelangten über die Promenade schließlich zu einem Restaurant in der zweiten Reihe der Altstadt, wo wir ein letztes Bier tranken. Im Gegensatz zu Bormes ist hier in Le Lavandou der Tourismus stark vertreten, etliche Bars und Restaurants säumen die Promenade. Auch gibt es hier mehrere Boule-Plätze, die abends sogar beleuchtet werden. So gegen 23:00 Uhr schlenderten wir wieder zurück nach Bormes und nachdem die letzten Biervorräte aufgebracht waren, gingen wir traurig in unsere Kojen.


8.Tag Samstag, 26.09.2009, Bormes - Rieschweiler-Mühlbach

Die Stimmung heute Morgen war nicht die Beste, schließlich hieß es nun Abschied nehmen von unserer geliebten Cote d’Azur. Aber nach dem Urlaub ist bekanntlich vor dem Urlaub und so kam schon etwas Freude auf den nächsten Törn auf. Vorfreude ist nun mal die schönste Freude. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit der Calanque, es wäre der dritte Versuch und alle guten Dinge sind nun mal drei.

Nachdem alles wieder in unserem Auto verstaut wurde und das Boot schweren Herzens übergeben war, traten wir die Heimreise an, die ohne besondere Vorkommnisse vonstatten ging. Wohlbehalten und braun gebrannt waren wir um 20:00 wieder daheim in Rieschweiler-Mühlbach.


Resümee:

Es war ein toller Törn, eine super Crew und wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter.
Insgesamt legten wir 233 Seemeilen zurück, das meiste allerdings unter Motor, was uns an der Tankstelle 100 Euro kostete.
Das Boot war zwar nagelneu, hatte aber ein Paar Mängel. Z.B. war zwar eine schöne Wetterstation an Bord die sogar die Innentemperatur und Luftfeuchtigkeit der Schublade des Navigationstisches anzeigte, jedoch fehlte die Luftdrucksanzeige (gut, dass wir einen NAVTEX-Empfänger bei uns hatten).
Weiterhin war das Ankerlicht defekt und die Logge funktionierte erst, nachdem Ralf sie unter Wasser gereinigt hatte, gleichzeitig hatte er noch einen Tampen am Propeller beseitigt. Die Klospülung funktionierte ebenfalls nicht richtig, zwar war eine elektrische Pumpe eingebaut, nach einiger Zeit lief allerdings das Becken immer halb voll, womöglich aus dem Rückstau des Fäkalientankes, welcher vor der Fahrt nicht gereinigt wurde.
Eine detaillierte Beschreibung des Bootes war ebenfalls nicht vorhanden, so mussten wir z.B. erst mal suchen, wo nun die Ventile lagen um vom Wassertank 1 auf den Wassertank 2 umzuschalten. Der Backofen heizte Anfangs nur auf der rechten Seite, erst als Christof das untere Blech richtig montierte funktionierte er tadellos.

Aufgrund der stets wechselnden Küstenformationen, den zahlreichen Häfen, vielen Ankerbuchten und den vielen Inseln ist die Cote d’Azur auf jeden Fall sehr zu empfehlen. Die Buchten, welche wir anliefen, waren durchweg sehr sauber (ausser die kleine Bucht auf Port-Cros) und man konnte viele Fische beobachten (Unterwasserkamera werde ich auf jeden Fall das nächste Mal mitnehmen), die Städte sind sehr interessant und auf den Inseln gibt es herrliche Wanderwege. Die sanitären Einrichtungen ließen allerdings oft zu wünschen übrig, dabei ist Bormes die große positive Ausnahme, dort war es sehr sauber. Die Hafengebühren waren sehr moderat, im Durchschnitt ca. 30 Euro. Vergleicht man sie mit den Gebühren des restlichen westlichen Mittelmeeres, so ist die Cote d’Azur ein recht günstiges Revier. Auf Mallorca hatten wir Ende Mai durchschnittlich 60 Euro pro Nacht bezahlt.

Bedanken möchten wir uns auf jeden Fall noch bei Angelika und Leo Germann von Nubis-Segelreisen in Pirmasens, die alles super toll organisiert hatten. Ihre Dienste nehmen wir mit Sicherheit nächstes Jahr wieder in Anspruch.

Dann werden wir im Mai wieder auf Mallorca ein Boot chartern und Ibiza sowie Formentera anlaufen, vorr. das Wetter spielt natürlich mit.

Helmut Sommer